Häufig gestellte Fragen, Tipps und Tricks zum Thema OIDs

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Version vom 13. Februar 2012, 15:04 Uhr von Mvaclavik (Diskussion | Beiträge) (5.Was unterscheidet die ISO OID von anderen globalen Identifikatoren aus?)
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Einleitung Das vorliegende Dokument schlägt eine Ergänzung der Web-Seite „Frequently Asked Questions“ (FAQs) zum Thema OID des DIMDI vor. Die FAQ sollen im HL7 Wiki veröffentlicht und von der DIMDI Webseite verlinkt werden.

Die ersten beiden Teile der FAQs enthalten allgemeine Information zum Thema OID, mit Schwerpunkt auf Begriffsdefinitionen und Verwendung von ISO OID unter HL7 Version 3.

Der dritte Teil gibt eine Hilfestellung für OID-Vergabestellen im Gesundheitswesen, wie z.B. für Krankenhäuser oder medizinische Versorgungszentren, bei der Erstellung eigener OID-Konzepte. Besondere Aufmerksamkeit wird der Vergabe von Instanzenidentifikatoren gewidmet.

Der Text liegt auf Deutsch vor. Eine englische Sprachversion kann nach der Finalisierung der deutschen Sprachversion erstellt werden.

Diese Einleitung ist kein Gegenstand der Kommentierung.

Redaktion:

  • Marek Václavík (InterComponentWare AG)
  • Annett Bonkaß (InterComponentWare AG)

Grundlegendes über OIDs

1. Was ist eine OID?

Das Kürzel „OID“ steht für „Object Identifier“ und bezeichnet einen Identifikator für ein Objekt. Die ISO hat zur Vergabe und Verwaltung dieser weltweit eindeutigen und dauerhaften Identifikatoren ein Verfahren standardisiert. Ein konkreter Identifikator, der durch ein solches Verfahren entstanden ist, wird ebenfalls als „OID“ (Mehrzahl: „OIDs“) bezeichnet. Die Regeln für die Vergabe und Registrierung von OIDs sind in den Normen ISO/IEC 9834 und DIN 66334 festgelegt.

2. Was kann man alles mit einer ISO OID versehen?

Im Sinne der Norm ASN.1 ist ein Objekt “a well-defined piece of information, definition or specification which requires a name in order to identify its use in an instance of communication”. Da eine OID ein eindeutiger Identifikator ist, kann somit theoretisch alles, was in der Informationstechnik modelliert wird, mit einer OID verknüpft werden. Bei der Vergabe muss jedoch berücksichtigt werden, dass eine OID einem Objekt dauerhaft zugeordnet wird. Bei den Objekten, denen eine OID zugewiesen wird, kann es sich sowohl

  • um konkrete Objekte wie einzelne Personen oder Gruppen von Personen als auch
  • um abstrakte Objekte wie Kategorien, Klassen, Konzepte oder Typen handeln.

Eine OID kann entweder einem einzelnen Objekt zugeordnet werden, oder einer ganzen Gruppe von Objekten. Wird nur die Gruppe von Objekten eindeutig über eine OID identifiziert, werden die einzelnen Objekte innerhalb der Gruppe über einen anderen Identifizierungsmechanismus unterschieden. Nehmen wir das Beispiel des Diagnosenkatalogs: Der Diagnosenkatalog „ICD10 German Modification 2006“ wird über die OID "1.2.276.0.76.5.311" eindeutig identifiziert, nicht die einzelnen Diagnosen in diesem Katalog. Die Diagnose "Akute rheumatische Perikarditis" wird wiederum über die OID des Diagnosenkatalog „ICD10 German Modification 2006“ zusammen mit dem Code „I01.0“ global eindeutig identifiziert. In der XML-Notation von HL7 Version 3 wird die Diagnose wie folgt dargestellt:

<....
codeSystem="1.2.276.0.76.5.311" 
codeSystemName="icd10gm2006" 
code="I01.0" 
displayName="Akute rheumatische Perikarditis" />

3. Was ist ein OID-Baum?

ISO OIDs sind in einer hierarchischen Baumstruktur angeordnet. Diese Struktur wird von einem Netzwerk aus Vergabeorganisationen verwaltet. Wird eine Organisation für einen bestimmten Knoten des Baums zuständig, so ist sie anfangs auch für alle seine Unterknoten zuständig. Die Vergabeorganisation darf dann einen Knoten aus ihrem Zuständigkeitsbereich entweder mit einem Objekt verknüpfen (Definition der Bedeutung) oder aber in die Obhut einer anderen Vergabeorganisation übergeben (Delegation). Für die Wurzel der gesamten Baumstruktur („abstract root“) und die ersten zwei Ebenen gelten besondere Regeln. Knoten, welche keine Unterknoten besitzen, werden als Blattknoten („leaf node“) bezeichnet. Einen Ausschnitt des globalen OID-Baums zeigt die nachstehende Abbildung.

 Bild

4. Wie sieht eine ISO OID aus?

Die häufigste Schreibweise für eine ISO OID ist die sog. „Zahlen-Punkt-Notation“ („dot notation“) nach IETF RFC 1778. In dieser Repräsentation wird die OID als eine Folge von positiven Dezimalganzzahlen ohne führende Nullen dargestellt. Die Zahlen sind durch Punkte getrennt. So ist beispielweise „1.2.276.0.76“ eine syntaktisch zulässige ISO OID, „1.02.3X“ jedoch nicht. Die Zahlenfolge, von links nach rechts gelesen, entspricht dem Pfad im OID-Baum, mit der Root an der ersten Stelle. So wird z. B. die OID des DIMDI {iso(1) member-body(2) de(276) din-certco(0) gesundheitswesen(76)} in der Zahlen-Punkt-Notation durch „1.2.276.0.76“ dargestellt.

5.Was unterscheidet die ISO OID von anderen globalen Identifikatoren aus?

  • Die ISO OID ist unabhängig von technischen „low-level“ Informationen, wie die Adresse der Netzwerkkarte (MAC-Adresse), Systemuhren oder Generatoren von Pseudozufallszahlen.
  • Bei korrekter Anwendung ist die Wahrscheinlichkeit, eine ID zweimal zu generieren nicht nur „vernachlässigbar klein“, sondern gleich Null.
  • In ihrem Zuständigkeitsbereich hat die Vergabeorganisation die Kontrolle über die Identifikatoren und damit die Möglichkeit, sie gemäß einer eigenen Semantik aufzubauen.
  • Die Herkunft einer OID kann verfolgt werden, ohne dass die OID selbst datenschutzrelevante Information preisgibt.
  • Durch die Registrierung von OIDs besteht die Möglichkeit, zu den vergebenen OIDs Metadaten zu erfassen und in OID-Registern zu veröffentlichen.

Die letzten beiden Eigenschaften helfen, Redundanzen in der OID-Vergabe zu vermeiden, d. h. sicherzustellen, dass jedes Objekt einen global eindeutigen Identifikator erhält. Sie stellen den wesentlichen Mehrwert der Verwendung von ISO OID dar.

6. Repräsentiert die OID eine Klassifikation?

Im Allgemeinen repräsentiert der OID-Baum keine Klassifikation im Sinne einer Terminologie. Einzelne Knoten können mit solchen Objekten verknüpft sein (z. B. steht 1.2.276.0.76.5.311 für die Klassifikation von Diagnosen im deutschen Gesundheitswesen), aber die OID-Hierarchie an sich besitzt keinerlei Semantik. Zur Erleichterung der OID-Verwaltung darf eine Vergabeorganisation für ihren Teil des OID-Baums eine (Semantik-basierte) Vergabekonvention festlegen. Diese ist jedoch ausschließlich intern und besitzt außerhalb der Vergabeorganisation keinerlei normative Verbindlichkeit.

7. Dürfen bei maschineller Verarbeitung Teile einer OID interpretiert werden, um daraus auf die Bedeutung der OID zu schließen?

Bei dieser Frage ist vorab zu klären,

  • in welchem Anwendungsfall die OID verwendet wird und
  • ob es sich um eine OID aus dem eigenen Zuständigkeitsbereich handelt.

Die nachstehende Tabelle führt die vier möglichen Kombinationen auf.