Einleitung

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Einleitung

Motivation und Ziel

Seit der Einführung des Mutterpasses in Papierform im Jahr 1968 werden Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere dokumentiert, um Probleme während der Schwangerschaft frühzeitig zu erkennen und ihnen entgegen zu wirken. Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchungen werden relevante Daten, wie z. B. Erb- und Immunschwächekrankheiten der Mutter, Informationen über den Zustand des Kindes wie z. B. Lage, Gewicht und Größe, im Mutterpass erfasst. Somit ist der Mutterpass einer der ersten Maßnahmen der Präventivmedizin.

Trotzdem beinhaltet der Mutterpass in seiner bisherigen Papierform einige Schwachpunkte. So muss er z. B. bei Verlust beim Frauenarzt neu ausgestellt werden und alle Daten, die von den Frauenärzten bis dahin festgestellt und dokumentiert wurden, erneut eingetragen werden. Außerdem muss der Mutterpass von der Mutter ständig mitgeführt werden, um im Notfall auf die Daten zugreifen zu können. Obwohl der Mutterpass mehrmals überarbeitet wurde, fehlen immer noch einige medizinische Inhalte, die mittlerweile zum Standard einer Vorsorgeuntersuchung gehören, wie z. B. die HIV-Serologie oder der Toxoplasmose-Nachweis.

Mit der Umstellung des Mutterpasses auf eine digitale Lösung könnte der Arzt bei einem Verlust alle bisher erfassten Daten neu abspeichern. Ein Austauschen der Daten über Institutionsgrenzen wäre auch möglich. Da spätestens mit Einführung der elektronischen Gesundheitskarte die Interoperabilität von Hard- und Software im Gesundheitswesen eine immer größere Rolle spielt, könnte der elektronische Mutterpass neben dem elektronischen Rezept ein wichtiger Schritt in diese Richtung sein.

Durch die elektronische Gesundheitskarte wird die Basis für eine Infrastruktur geschaffen, die mittelfristig eine lückenlose intersektorale Kommunikation u. a. zwischen Ärzten untereinander sowie Ärzten, Kliniken und Apotheken ermöglichen soll.

Da sich der Mutterpass über einen so langen Zeitraum etabliert und bewährt hat, ist es notwendig, entsprechend sensibel an eine solche Veränderung heranzugehen. Die im Rahmen dieser Arbeit erarbeitete digitale Speicherung des Mutterpasses soll den Mutterpass in bisheriger Form nicht ersetzen, sondern kurzfristig parallel eingesetzt werden, um die Schwächen des Mutterpasses in Papierform auszugleichen. Dadurch ergibt sich auch mittel- und langfristig die Möglichkeit, den Mutterpass auf eine komplett digitale Lösung umzustellen, wenn sich herausstellt, dass die Vorteile dieser Form überwiegen. In enger Zusammenarbeit mit Ärzten werden die bisherigen Informationen, die im Mutterpass gespeichert wurden, um zusätzliche erweitert, welche in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen wurden. Dazu zählen z. B. Untersuchungen auf Toxoplasmose und Diabetes.

In der Schweiz hat man die Vorteile einer digitalen Lösung gegenüber der Papierform schon länger erkannt. Hier gibt es seit Herbst des vergangenen Jahres ein Pilotprojekt, welches die Daten des Mutterpasses in Form einer PDF-Datei auf einem USB-Stick speichert. Das hat den Vorteil, dass die Daten in einer wesentlich kleineren Form, als dem ursprünglichen Papierformat, gespeichert werden können und bei einem Verlust des USB-Sticks die Daten schnell wieder vom betreffenden Arzt generiert werden können. Das PDF-Format bietet allerdings nicht die Möglichkeit, die Daten maschinell auswerten zu können.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist daher die Erarbeitung eines Konzeptes zur digitalen Speicherung der Informationen in strukturierter maschinenlesbarer Form, wie sie bisher im Mutterpass vorliegen. Dabei ist die Form, wie diese Daten gespeichert werden, von essentieller Bedeutung, da sie für verschiedene Anwendungen zur Verfügung stehen müssen. Die Daten müssen sowohl für die Visualisierung, als auch für die maschinelle Auswertung geeignet sein. Das Hauptziel dieser Arbeit besteht somit in der Evaluierung der gegeben Infrastruktur im deutschen Gesundheitswesen und den damit verbundenen Schwierigkeiten, Daten über die Institutionsgrenzen hinweg auszutauschen. Außerdem sollen Daten, die im Laufe einer Schwangerschaftsuntersuchung erfasst wurden, späteren Anwendungen zur Verfügung stehen, um so Doppeluntersuchungen zu minimieren. Dazu muss ein geeignetes Format gewählt werden, um den Kontext der gespeicherten Daten nicht zu verlieren und global so eindeutig zu halten, dass weitere Anwendungen im Gesundheitswesen die Syntax und Semantik der Informationen interpretieren können.

Mutterpass

Einen Mutterpass erhält eine werdende Mutter in Deutschland ab offizieller Feststellung der Schwangerschaft durch den zuständigen Frauenarzt. 1968 wurde das Dokument in Deutschland eingeführt und seitdem mehrmals verändert, zuletzt 2004. Der Mutterpass enthält alle im Verlauf der Schwangerschaft und Geburt kontrollierten Daten und Befunde, einschließlich der Untersuchungsbefunde des Neugeborenen und der Wochenbett-Kontrollbefunde der Mutter. Daten über die werdende Mutter, wie Blutgruppe, Gewicht etc., Art und Anzahl der Untersuchungen, sind von der Vereinigung der Krankenkassen in den Mutterschaftsrichtlinien genau vorgeschrieben. Einige dieser Untersuchungen können bei einer Hebamme durchgeführt werden.

Die Untersuchungsrichtlinien sehen vor, dass eine Mutter bis zur 32. Schwangerschaftswoche Untersuchungen im Abstand von vier Wochen und danach im Rhythmus von zwei Wochen durchführt. Bis zu zwei Schwangerschaften können in einem solchen Mutterpass festgehalten werden.

Der Mutterpass dient sowohl einer kontinuierlichen Dokumentation, als auch einer Notfalldokumentation, um im Falle einer auftauchenden Komplikation schnell reagieren zu können. Aus diesem Grund sollte der Mutterpass ständig von der Schwangeren mitgeführt und auch bei der Entbindung mitgebracht werden. Er kann in folgende Kategorien unterteilt werden:

  • Serologische Untersuchungen
  • Vorangegangene Schwangerschaften
  • Angaben zur Schwangeren und Anamnese (Krankheitsgeschichte)
  • Terminbestimmung
  • Gravidogramm
  • Cardiotokographische Befunde
  • Ultraschalluntersuchungen
  • Abschlussuntersuchung (Epikrise)

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den aktuellen Mutterpass, welcher momentan in Papierform vorliegt, in einen XML-basierten Standard zu überführen. Dieser XML-basierte Standard soll mit der Clinical Document Architecture (CDA) kompatibel sein, die ein Bestandteil des HL7-Standards ist, welcher schon jetzt in der Datenübertragung genutzt wird.

Bei der InterComponentWare AG (ICW AG) mit Sitz in Walldorf und Köln hat man die Vorteile einer digitalen Lösung des Mutterpasses erkannt. Die InterComponentWare AG entwickelt internationale Telematik-Lösungen für den medizinischen Sektor. In Zusammenarbeit mit dem medizinischen Kompetenzteam der ICW AG, dass Vorgaben zu bestimmten medizinischen Parametrisierungen erarbeitet hat, wurde an einer digitalen Lösung auf Basis von CDA Release 2 gearbeitet. Die Ergebnisse sind in der Masterarbeit von Daniel Hellmuth "Entwicklung eines digitalen Mutterpasses für das Deutsche Gesundheitswesen" festgehalten und hier zu einem Implementierungsleitfaden umgeschrieben.