Einleitung
Dieses Material ist Teil des Leitfadens KBV Muster 16 eRezept.
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Ein wesentliches Element bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens wird die elektronische Verordnung (eVerordnung)/ das elektronische Rezept (eRezept) darstellen. Der Aufbau für das Formular der Verordnung/ des Rezepts ist durch die Formularkommission der KBV im Muster 16 festgehalten. Die Verordnung/ das Rezept wird vom Vertragsarzt ausgestellt und enthält die Verordnung von Arznei- und Verbandmitteln, sowie Hilfsmitteln mit Ausnahme von Sehhilfen und Hörhilfen. Darüber hinaus gilt das Verordnungsformular für den patientenbezogenen Sprechstundenbedarf.
Dieser Leitfaden beschreibt, wie die fachlichen Inhalte des Musters 16 "Arzneiverordnungsblatt" (der Verordnung/ des Rezepts) in elektronischer Form vollständig auf Basis der HL7 Clinical Document Architecture (CDA) bzw. FHIR technisch abgebildet werden können.
Muster 16: Arzneiverordnungsblatt (eRezept)
Die Umsetzung fokussiert primär auf die Übertragung der im Muster 16 (s.u.) enthaltenen Daten.
Dieses Formular wird jedoch zur Realisierung mehrerer Anwendungsfälle (personenbezogenes Rezept, Sprechstundenbedarf, ..) genutzt, die nachfolgend näher erläutert werden.
Rationale
Das eRezept ist mit zentraler Bestandteil im neuen Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV). Hierbei soll das derzeit papiergebundene Rezept durch eine elektronische Fassung abgebildet werden.
Der vorliegende Implementierungsleitfaden stellt die vereinheitlichte elektronische Wiedergabe des elektronischen Rezepts dar und bildet
- das CDA-basierte Rezept in ISO/HL7 27932:2009 Ausgabe und
- die Profile für das FHIR-basierte Rezept
in der offiziellen Fassung für Deutschland, d.h. es wird gemäß des internationalen Regelwerks auf Basis dieser Standards als Profile erarbeitet und abgestimmt. Ziel ist somit eine offizielle Affiliate Localization.
Zweck
Im Rahmen dieses Leitfaden sollen die oben erwähnten Sachverhalte durch entsprechende semantische und strukturelle Vorgaben adressiert werden:
- Festlegung von Daten- und Übertragungsstandards auf der Basis von
- HL7 Clinical Document Architecture Format (ISO/HL7 27932:2009) mit Templates und Value Sets und
- HL7 FHIR® (Fast Healthcare Interoperability Resources) mit Profilen und Value Sets
im weiteren Verlauf in den Abschnitt "Aufbau" und "Technische Spezifikationen" erläutert,
- Festlegung definierter semantische Bezugssysteme (insbesondere Klassifikationen, Terminologien), im Abschnitt "Terminologien" erläutert,
- Aufzeigen der Möglichkeiten des Mapping und automatisierter Konversionen der Spezifikationen untereinander, im "Anhang" erläutert.
Diese Spezifikationen werden als Beitrag für die weitere Zusammenarbeit mit Ärzten, Apothekern, anderen Projekten und Vorhaben und den entsprechenden Gremien und Arbeitsgruppen gesehen, die für das elektronische Rezept zuständig sind.
Vorarbeiten
Das Rezept wurde bereits mehrfach von unseren Nachbarländern bzw. in der Standardisierung abgebildet.
Standardisierung
Neben den Niederlanden hat auch Österreich in Ihren Spezifikationen zur ELGA eine CDA-basierte Arzneimittelverordnung (eRezept) erarbeitet und offiziell abgestimmt. Parallel dazu gibt es Ausarbeitungen im Bereich IHE Pharmacy:
- PRE: Prescription
- CPMD: Community Prescription and Medication Dispense.
Ersteres kümmert sich um die inhaltlichen Vorgaben auf Basis von CDA, letzteres um den Transport beispielsweise über XDS. Letzteres passt damit sehr gut zu den deutschen Anforderungen für die Telematik-Infrastruktur (TI), die ebenfalls auf IHE ITI XDS basieren soll.
Neben diesen Vorarbeiten gibt es eine harmonisierte Ausarbeitung für CDA als "UV Medication Order Template" von HL7 International.
Im Rahmen dieses Projektes sollen diese Ansätze kombiniert werden.
andere KV-Formulare
Die Arzneimittelverordnung / das Rezept nutzt Module (Komponenten) aus den anderen Spezifikationen im Bereich Verordnungsmanagement sowie dem Projekt Medikationsplan PLUS und der konsolidierten Fassung der Medikationspläne im Medikationsmanagement. So lies sich relativ leicht ein Dokument-Template erstellen, das bereits die Grundlagen für das Verordnungsmanagement beinhaltet und dann nur noch Ergänzungen und Anpassungen für die dedizierten Abschnitte erforderte.
Nutzer
Mögliche Nutzer sind Institutionen, welche am Informationsaustausch im Rahmen des Rezepts beteiligt sind:
- Haus- und Facharztpraxen
- Apotheken
- Krankenhäuser
Zu den möglichen Akteuren gehören:
- Haus- und Fachärztinnen und –ärzte
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Apotheken.
Forderungen und Potenziale
Derzeit laufen mehrere Projekte, die ebenfalls das Ziel eines elektronischen Rezepts verfolgen.
Der Ansatz des eRezepts auf internationalen Standards zielt auf den Einsatz im ambulanten und stationären Bereich inklusive neuerer und mobiler Anwendungen ab und stellt das Thema „Rezept“ auch für andere Gesundheits-Anwendungen als das reine Rezept oder AMTS zur Verfügung. Die Abbildungen zum Thema „Medikation“ sind über Anwendungsgrenzen hinweg isomorph, von Struktur und Semantik gleich bzw. nahezu gleich, ohne dabei starr zu sein.
Ein weiteres Ziel von eRezepten ist, dass diese ein natürlicher Bestandteil der sicheren Arzneimitteltherapie sind, vorrangig für den Patienten, aber auch für alle in die Therapie und Versorgung mit Medikamenten involvierten Gesundheitsdienstleister. Damit dies ohne große Brüche möglich ist, steht auch in diesem Vorhaben die Kompatibilität mit dem elektronischen Arztbrief und Arztbrief Plus [23], den Notfalldaten oder (später) einer Patientenakte im Vordergrund, ebenso die Kongruenz zu anderen Formularen aus dem Verordnungsmanagement.
Daraus ergeben sich die folgenden Forderungen, die diese Spezifikation flankierend unterstützen will:
- eRezepte sind integraler Bestandteil der intersektoralen Arzneimitteltherapie
- Medikamenten-Informationen nutzen zur eindeutigen Wiedergabe der Datenfelder sowie zur Abbildung der einzelnen Inhalte einheitliche Strukturen, unabhängig vom Anwendungsfall;
- Medikamenten-Informationen nutzen zur eindeutigen Kennzeichnung der Datenfelder sowie zur Abbildung der einzelnen Inhalte eine einheitliche Semantik im Sinne von Katalogen, Codierungen usw., insbesondere internationale Klassifikationen und Terminologien wie beispielsweise Logical Observation Identifiers Names and Codes (LOINC®), Systematisierte Nomenklatur der Medizin (SNOMED CT®) oder die Standard Terms des European Directorate for the Quality of Medicines (EDQM).
Abgrenzung
Das Thema "Signatur" wird explizit ausgeklammert. Das betrifft zum Einen den Umfang der Signatur, d.h. wann eine forteschrittene und wann eine qualifizierte Signatur benötigt, und zum Anderen, wie die Signatur angewendet wird. Hierzu existieren bereits andere Vorarbeiten, auf die dann Bezug genommen wird.
Offene Punkte und Besonderheiten
Folgende Punkte bedürfen noch einer weitergehenden Klärung:
- Das Projekt Medikationsplan PLUS schlägt für die Textteile in den entsprechenden Sections Tabellenstrukturen vor, die direkt ausgegeben werden können. Die Vorgaben hier legen eine Erzeugung einer druckbaren Darstellung durch ein Stylesheet nahe, so dass auch das entsprechende Formular "ausgefüllt" zur Verfügung stehen kann. Ein solches Stylesheet ist noch in der finalen Abrundung.
- Eine ganze Reihe ausgewählter Templates aus dem Projekt Medikationsplan PLUS bzw. dem Medikationsmanagement wurden für diese Spezifikation entweder gänzlich übernommen oder adaptiert. Ihre Passgenauigkeit muss noch diskutiert werden, da die Verordnung ein etwas anders gelagerter Anwendungsfall ist.