EFA Provider
Dieses Material ist Teil des Leitfadens CDA für die elektronische Fallakte.
|
Anmerkung: Die hinter den einzelnen Überschriften in geschweiften Klammern angegebenen Kürzel dienen der Unterstützung des Kommentierungsverfahrens. Bitte geben Sie bei einem Kommentar oder einem Verbesserungsvorschlag zu dieser Spezifikation immer das Kürzel des Abschnitts an, auf den sich Ihr Kommentar bezieht. Alle Kommentare werden in der Lasche "Diskussion" zu der kommentierten Seite gesammelt und gegenkommentiert.
Hinweise zum Kommentierungsverfahren einschließlich aller Formulare und Kontaktadressen finden Sie auf der Seite "Kommentierung EFAv2.0".
Inhaltsverzeichnis
EFA Provider {Erid.01}
EFA-Provider vs. EFA-Peer {Erid.01.01}
Ein EFA-Provider ist ein Dienstleister, der Leistungserbringern die Dienste einer Fallakte bereit stellt. Eine EFA nutzende Leistungserbringer(organisationen) werden auch als EFA Teilnehmer bezeichnet, um die Synchronizität zu den Teilnehmern der durch die EFA unterstützten Behandlung eines medizinischen Falls hervorzuheben.
Zu den von einem EFA-Provider verantworteten Diensten gehört z.B. die Verwaltung von Dokumenten einer Fallakte, die Authentisierung von Fallakten-Teilnehmern und die Durchsetzung der von Patienten gegebenen Einwilligungen. Die von einem EFA-Provider bereit gestellten Dienste werden in ihrer Gesamtheit auch als EFA Peer bezeichnet sofern hiermit die volle Funktionalität einer EFA abgebildet werden kann.
Mehrere EFA-Peers können in einem Peer-to-Peer Verbund miteinander vernetzt werden. Voraussetzung hierfür ist, dass alle diese Peers einander bekannt sind und sich ihre Provider aufgrund vereinheitlichter Betriebs- und Sicherheitspolitiken gegenseitig als vertrauenswürdig anerkannt haben.
Affinity Domain vs. Versorgungsdomänen {Erid.01.02}
Die elektronische Fallakte ist eine Plattform für die regionale Vernetzung und Verankerung von Krankenhäusern. Während z. B. Zuweiserportale lediglich einzelne Aspekte der Datenkommunikation mit Niedergelassenen effizienter gestalten, bildet die elektronische Fallakte ein vollständiges regionales Versorgungsnetzwerk ab, in dem die einzelnen Akteure beliebige Gesundheitsdatendienste aufsetzen und eigene, fallspezifische Kooperationsnetze innerhalb des Verbunds ausbilden können:
- Als Plattform bietet die elektronische Fallakte Sicherheits- und Datendienste an, auf denen neben der Anwendung Fallakte auch beliebige weitere Gesundheitsdatendienste (Fallkonferenz, Terminbuchung, Tele-Konsil, etc.) aufgesetzt werden können. Nutzeraccounts und Berechtigungen werden in den beteiligten Einrichtungen zentral verwaltet und können von allen Gesundheitsdatendiensten im regionalen Verbund genutzt werden; hierdurch wird nicht nur das Aufsetzen neuer Anwendungen einfacher und kostengünstiger, sondern auch der Nutzenkomfort für die Ärzte erhöht: ein Arzt muss sich nicht an jedem Portal neu anmelden und es spielt für ihn keine Rolle mehr, wo benötigte Daten nun gerade physikalisch gespeichert sind – er meldet sich einfach wie bisher an seinem System an und die Plattform sorgt dann dafür, dass er alle benötigten Dienste und Daten so nutzen kann, als wären diese lokal in seinem System verfügbar.
- Als Anwendung vernetzt die elektronische Fallakte alle Ärzte, die in die Behandlung einer Erkrankung eines Patienten eingebunden sind. Alle behandelnden Ärzte haben Zugriff auf alle Daten eines medizinischen Falls und pflegen über die Fallakte eine gemeinsame Falldokumentation. Über die Fallakte werden somit bestehende Kooperationsbeziehungen in einem regionalen Netzwerk technisch unterstützt und auf eine einheitliche technische Basis gesetzt.
Diese unterschiedlichen Sichtweisen auf eine EFA als Plattform und als Anwendung spiegelt sich auch in den unterliegenden Konzepte der technischen und fachlichen Vernetzung der EFA Teilnehmer wider:
- EFA als Plattform: Ein Netzwerk von kooperierenden Einrichtungen, in dem es festgelegte Regeln zur technischen und semantischen Kodierung von medizinischen Informationen sowie zur technischen Umsetzung von IT-Sicherheit und Datenschutz gibt, wird als Affinity Domain bezeichnet. Der orginären Definition einer Affinity Domain durch IHE folgend wird eine Affinity Domain immer von einem EFA-Provider mit einem EFA-Peer bedient (wobei umgekehrt ein Provider auch mehrere Affinity Domains realisieren kann). Alle Einrichtungen der Affinity Domain nutzen bevorzugt die EFA-Dienste des die Affinity Domain technisch abbildenden EFA-Peers und sind mit dem entsprechenden Provider vertraglich verbunden. Die Zugehörigkeit einer Arztpraxis oder eines Krankenhauses wird somit alleine durch die vertragliche Bindung dieser Einrichtung an einen EFA-Provider bestimmt.
- EFA als Anwendung: Diametral zu der Affinity Domain ist zusätzlich jede an einer EFA teilnehmende Einrichtung auch einer oder mehreren Versorgungsdomänen zugeordnet. Hierbei handelt es sich um einen regionalen (ggf. nationalen) Zusammenschluß von Einrichtungen zur kooperativen und einheitlichen fachlichen Vorgaben folgenden Behandlung von bestimmten Patientengruppen; z.B. im Rahmen eines Traumanetzwerks oder eines Palliativnetzes.
Die nachfolgende Abbildung stellt exemplarisch über mehrere EFA-Provider realisierte Affinity Domains und Versorgungsdomänen (fachliche Netzwerke) dar.
Krankenhäuser als EFA Provider {Erid.01.03}
Ein Krankenhaus ist immer sehr stark regional verankert und spielt eine besondere Rolle in regionalen Versorgungsstrukturen. Die von der Politik immer wieder gerne ausgerufenen Gesundheitsregionen sind ohne Krankenhäuser nicht denkbar und genauso ist für ein Krankenhaus eine Teilnahme an neuen Versorgungsformen ohne funktionierende Gesundheitsregion nicht denkbar. Der Betrieb eines Krankenhauses ist damit ein Geschäft, das über die stationäre Behandlung von Patienten hinausgeht. Teil dieses Geschäfts ist das Aufsetzen zeitgemäßer Angebote für andere Akteure im regionalen Verbund, um für Zuweiser und Patienten attraktiv zu bleiben und neue Kundengruppen zu gewinnen bzw. bestehenden Kunden zusätzliche Angebote zu machen.
Aus dieser Motivation heraus übernehmen in vielen Netzwerken Krankenhäuser die Funktion des EFA-Providers. Hiermit übernimmt dieses Krankenhaus innerhalb seiner Affinity Domain zwei Rollen:
- als technischer Dienstleister der die Infrastruktur zur Anlage und Pflege von Fallakten bereitstellt
- als Gesundheitsdienstleister der am medizinischen Datenaustausch über die Fallakte teilnimmt
Eine logische Trennung der beiden Rollen MUSS zwingend vorgenommen werden und hat folgende Vorteile:
- Als Gesundheitsdienstleister nutzt der EFA Provider die gleichen Schnittstellen und Funktionen die auch für die anderen Teilnehmer bereitgestellt werden müssen
- Als technischer Dienstleister kann der EFA Provider seinen administrativen Pflichten nachkommen ohne datenschutzrechtlich bedenkliche umfängliche Zugriffsrechte auf medizinische Inhalte
Diese logische Trennung schliesst nicht aus, dass ein EFA Provider besondere Integrationsbedürfnisse hat. Diese sind aber sehr spezifisch und können praktisch nicht standardisiert werden.
Referenzen und Querverweise
- EFA-2.0-Spezifikation
- Aufbau eines EFA-Dienstleistungsangebots am Beispiel des UK Aachen (Deutsches Ärzteblatt, Jg. 109, Heft 40, 5.10.2012, S. A1978-80)