Spezifikation EFA 2.0
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Implementierungsleitfaden Spezifikation EFA 2.0 (0.9). Die Teilmaterialien gehören der Kategorie cdaefa an. |
February 2013
Jörg Caumanns, Raik Kuhlisch
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Elektronische Fallakte (EFA) ist eine 2006 gestartete Initiative des stationären Sektors (d.h. Krankenhäuser und Kliniken). Seit 2009 wird sie vom Verein "Elektronische FallAkte e.V." - eine Interessengemeinschaft aus Krankenhäusern, Krankenhausketten, Verbänden der Leistungserbringer im Gesundheitswesen sowie regionalen Gesundheitsnetzen - getragen.
Elektronische Fallakten ermöglichen eine strukturierte und integrierte Sicht auf einen Patienten zugeordnete, medizinische Daten. Ein Fall beginnt mit einer Erstdiagnose und integriert alle weiteren notwendigen Abrechnungs- und Behandlungsdaten. Ein Arzt betreut die Fallakte zusammen mit weiteren behandelnden Ärzten, die für die Inhalte und deren Vollständigkeit verantwortlich sind.
Die dezentrale Handhabung und Pflege der Fallakten basiert auf der Metapher eines Versorgungsnetzes als Interessengemeinschaft autonomer Akteure mit bestimmten Aufgaben. Medizinische Daten und administrative Informationen (z.B. Benutzerkonten) werden bevorzugt an festen Orten gespeichert. Daher kann die Fallakte sehr einfach in bestehende Netze integriert werden und erleichert somit die Zusammenarbeit auf regionaler Ebene.
EFA Spezifikation v2.0
Nach einer nur im Rahmen eines Proof-of-Concept implementierten Version 1.0 der EFA-Spezifikation wurde im Februar 2008 mit der EFA Version 1.2 das erste öffentliche Major-Release der EFA-Spezifikation von den Trägern der EFA-Initiative freigegeben. Bereits Ende 2008 konnten drei namhafte Hersteller (Siemens, ISPro, iSoft) auf dem ersten EFA-Connectathon Produkte präsentieren, die die interoperablen Schnittstellen der EFA implementierten und so miteinander in einem Peer-to-Peer Netzwerk zusammengeschaltet werden konnten. In den folgenden Jahren wurden in verschiedenen Bundesländern EFA-Pilotprojekte gestartet und 2011 konnte am Städtischen Klinikum München das erste regionale EFA-Netzwerk in den Regelbetrieb überführt werden.
Während die EFA-Sicherheitsarchitektur auch fünf Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch dem State-of-the-Art entspricht (und durch Übernahme in Projekte wie z.B. epSOS den State-of-the-Art auch mit geprägt hat) haben sich in dieser Zeit im Bereich der Fachschnittstellen von elektronischen Aktensystemen die meisten Hersteller mit ihren Produkten in Richtung des IHE-Profils XDS bewegt, das von der EFA Version 1.2 lediglich logisch aber nicht syntaktisch berücksichtigt wurde - wobei auch die Synchronizität der EFA-Abläufe zu IHE XDS auf die Ebene der Dokumentenverwaltung beschränkt ist und die übergeordneten EFA-Konzepte (Fallakte, Ordner) nicht abdeckt.
Im März 2012 haben daher der EFA-Verein als Träger der EFA-Spezifikation und der bvitg als Vertreter der ambulanten und stationören Sektor tätigen Hersteller beschlossen, gemeinsam eine Version 2.0 der EFA-Spezifiation zu erarbeiten. Diese Version soll
- auf den bewährten und in verschiedenen Gesundheitsnetzen erfolgreich erprobten Kernprinzipien und -konzepten der EFA v1.2 aufbauen
- in Produkten der Industrie verfügbare Schnittstellenstandards aufgreifen und
- durch Verzahnung mit dem "IHE Cookbook" auf Basis generischer XDS-konformer Lösungsbausteine elektronischer Akten implementierbar sein.
Aufbau der Spezifikation
Die EFA-Spezifikation orientiert sich an der Spezifikationsmatrix des Enterprise Consistency and Conformity Framework (ECCF) als Teil des HL7 Service-Aware Interoperability Framework (SAIF). Die folgende Tabelle gibt sie am Beispiel der EFA wieder.
Enterprise Dimension "Why" Policy |
Information Dimension "What" Content |
Computational Dimension "How" Behavior |
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Conceptual Perspective |
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Logical Perspective |
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Implementable Perspective |
Die Spalten der Tabelle stellen bestimmte Eigenschaften des zu analysierenden und zu spezifizierenden Systems dar:
- Die Enterprise Dimension definiert den geschäftlichen Zusammenhang und befasst sich primär mit den EFA-Informationsobjekten und EFA-Geschäftsprozessen.
- Die Information Dimension befasst sich mit dem Informationsmodell der Fallakte sowie damit zusammenhängenden Restiktionen bei der Nutzung und Interpretation dieser Information.
- Die Computational Dimension fokussiert auf die fachlichen Funktionen der EFA mit den zugehörigen Akteuren, welche durch Transaktionen mit einem bestimmtem Verhalten und Interaktionen charakterisiert sind.
Die Zeilen der Tabelle geben verschiedene Abstraktionsgrade wieder und adressieren somit verschiedene Expertengruppen:
- Die Conceptual Perspective ist vollstänig rechnerunabhängig und eher problem- als lösungsorientiert. Artefakte dieser Ebene skizzieren die Grundlagen und Kernkonzepte der EFA aus der Fachexpertensicht und definieren als solche das ganzheitliche konzeptionelle Modell der EFA.
- Artefakte in der Logical Perspective stellen nachvollziehbare Transformationen von Artefakten der konzeptuellen Ebene in Formate für Architekten/Analysten dar. Diese Perspektive repräsentiert die funktionale/logische Spezifikation der EFA und definiert somit den EFA-Lösungsraum mit seinen Klassen, Diensten und Operationen.
- Artefakte in der Implementable Perspective enthalten alle notwendigen, technischen Bindungen (z. B. Datentypen, Wertemengen, Schnittstellen-Spezifikationen etc.) mit denen Entwickler in die Lage versetzt werden, Bausteine der funktionalen/logischen Spezifikation mittels Standards-basierender technischer Komponenten umzusetzen zu können.