Szenarien

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Szenarien

Beispielfälle zum Ablauf von Diagnostik und Therapie

Fall 1: Kolorektales Karzinom

Die nachfolgende Tabelle analysiert die Abläufe am Beispiel eines kolorektalen Karzinoms:

Zeitachse Aktion / Ergebnis / Ereignis (mögliche Spezialfälle) Akteur Entstehende Daten (kursiv Daten außerhalb Basisdaten) Mögliche Empfänger (weitere siehe auch Anmerkungen am Tabellenende) Abstraktes Ereignis

Nach dem Muster Grundereignis (– Subspezifikationen)

15.01.09 Koloskopie im Rahmen von Früherkennung
Feststellen eines malignitätsverdächtigen Polypen im Colon descendens, Entnahme einer Biopsie
Niedergelassener Internist Qualitätsmerkmal vollständige Koloskopie und Polypektomie Biopsie -> Pathologen Prätherapeutische Diagnostik – klinische Diagnosesicherung
16.01.09 Pathobefund: Adenokarzinom Pathologen Histologie
Lokalisation
Niedergelassener Internist
KFRG (d)
Prätherapeutische Diagnostik – Pathologie
18.01.09 Eintreffen des Pathobefundes Adenokarzinom, Infiltration Muscularis propria, Besprechen mit Patienten und Einweisung ins Krankenhaus Niedergelassener Internist Diagnosedatum (Def. beachten!)
Erfassungsanlaß
chirurg. Abt. (KH / Darmzentrum)
KFRG (a)
Prätherapeutische Diagnostik
25.01.09 Aufnahme Röntgenthorax und CT-Abdomen ohne Hinweis auf Metastasen chirurg. Abt. (KH / Darmzentrum) Klinischer TNM - Prätherapeutische Diagnostik – klinisches Staging
26.01.09 (prä op Konferenz, z.B. Lebermetastase) Alle potentiell beteiligten Disziplinen / ambulant oder stationär Entscheidung im Freitext bzw. Vorgesehene Therapien
(Basisdatensatz hat kein Konferenzmodul)
- Therapieplanung - prätherapeutisch
27.01.09 Hemikolektomie Chirurgische Abteilung OPS (vor allem 5-... )
OP-Datum (Zusätze wie TME, ...)
entnommenes Gewebe -> Pathologen
KFRG (c)
Operative Therapie – Tumorresektion - Primärtumor (kann mehrfach vorkommen bei Nachresektionen oder wegen unterschiedlicher OP-Bereiche wie Lymphknoten oder Metastasen)
30.01.09 Pathobefund: pT2pN1 G2 L0 V0
UICC III, Adenokarzinom, R0 (lokal radikal operiert)
Pathologe postoperativer TNM
Tumorfreiheit
chirurg. Abt. (KH / Darmzentrum)
KFRG (d)
Pathologisches Staging
31.01.09 Tumorkonferenz
Empfehlung: Adjuvante Radiochemotherapie
Interdisziplinär
(Chirurg, Onkologe klin. und niedergelassen, Strahlentherapeut, ggf. Gyn, Uro, ...)
(Vorgesehene Therapien)
(ggf. Zuweisung eines Nachsorgeplans)
Externe Strahlentherapie Therapieplanung – postoperativ / im weiteren Sinne posttherapeutisch
02.02.09 Schmerzen, Darmanastomoseninsuffizienz, konservativ behandelt Chirurgische Abteilung Komplikation Unerwünschte Therapiefolge

- Komplikation, kurzfristige oder langfristige Nebenwirkung

(Revisionsop) Operative Therapie – nicht resezierend
01.03.09 Beginn der Radiochemotherapie Externe Strahlentherapie (ambulante Durchführung), zubereitender Apotheker Beginn Strahlentherapie
Art
Zielgebiet
Intention
Beginn Chemo
Protokoll
KH /Darmzentrum
KFRG (c)
Einleitung einer längerdauernden Therapie – Strahlentherapie und Chemotherapie
15.04.09 Ende der Strahlentherapie Externe Strahlentherapie (ambulante Durchführung), zubereitender Apotheker Ende Strahlentherapie
Ende Status
Dosis
Ende Chemo
Ende Status
Dosierung
KH / Darmzentrum
KFRG (c)
Beendigung einer längerdauernden Therapie – Strahlentherapie und Chemotherapie
15.05.09 Strahlentherapienachsorge
Leichte Hautrötung
Externe Strahlentherapie Nebenwirkung - Therapiebezogene Nachsorge – ohne / mit gleichzeitiger Feststellung eines Therapieerfolges
31.07.09 Tumornachsorge: Beschwerdefreiheit, kein Anhalt für Rezidiv Niedergelassener Arzt Verlaufsdaten => Tumorfreiheit - Follow-up - Tumornachsorge
(Schmerzen, Verwachsungen) Niedergelassener Arzt (Verlaufsdaten => Folgeerkrankungen sind nicht mehr in aktuellem Basisdatensatz enthalten) - Follow-up - Folgeerkrankung des Tumors oder der Tumortherapie
möglicherweise Zielereignis bei bestimmten Fragestellungen
31.10.09 Tumornachsorge, metastasenverdächtiger Rundherd in der Leber Niedergelassener Arzt Verlaufsdaten => Metastasenlok. KFRG (b) Follow-up - Rezidiv / Progress
7.11.09 Resektion der Lebermetastase Chirurgische Abteilung OPS
OP-Datum
KFRG (c) Operative Therapie – Tumorresektion –Rezidiv
10.11.09 Pathobefund: Metastase eines Adenoca. Im Gesunden reseziert Chirurgische Abteilung / Pathologe Tumorfreiheit KFRG (d) Follow-up - Therapieerfolg
12.11.09 Tumorkonferenz
Empfehlung: Adjuvante Chemotherapie
Interdisziplinär (Vorgesehene Therapien) - Therapieplanung – postoperativ / im weiteren Sinne posttherapeutisch
01.12.09 Einleitung Chemotherapie Onkologische Abteilung, zubereitender, Apotheker Beginn Chemo Intention
Protokoll
KFRG (c) Einleitung einer längerdauernden Therapie – Strahlentherapie und Chemotherapie
15.01.10 2. Zyklus Niedergelassener Onkologe, zubereitender Apotheker
... ... ... ... ... ...
15.07.10 Aufnahme Second-Line-Studie Niedergelassener Onkologe, zubereitender Apotheker Aufnahme in Studie
Beginn Chemo
Intention
Protokoll
Studienname / Studiennummer
KFRG (c) Einleitung einer längerdauernden Therapie – Strahlentherapie und Chemotherapie
15.01.11 Tod im Krankenhaus an genereller Metastasierung Medizinische Abteilung Sterbedatum Krebs/Tod Relation
(Leichenschauschein)
KFRG (b) Tod
16.01.11 Autopsie Pathologie Krebs/Tod Relation KFRG (d) "Follow-up" - Autopsie

Tabelle 1: Beispielszenario kolorektales Karzinom

  • ggf. Organzentrum aus KKR
    • ggf. KKR aus EKR

Darmzentrum steht exemplarisch für Organkrebszentrum. Das Organkrebszentrum kann seine Dokumentation unter Umständen auch weitgehend in einem klinischen Register abbilden.

Anmerkungen:

Unklar ist, auf welcher Ebene ein QS Empfänger ist. Zum Teil werden umfassende Daten über den gesamten Behandlungsprozess benötigt. Denkbar wäre eine Ausleitung auf Ebene des jeweiligen Akteurs oder je nachdem auf Ebene der klinischen Register bzw. Organzentren.

Generell sind die genannten Informationen in der Regel auch Bestandteil der ärztlichen Kommunikation, die zur Zeit nicht strukturiert und meist papierbezogen erfolgt. Es stellt sich daher die Frage der Unterstützung des Informationsflusses außerhalb der o.g. Dokumentationssysteme (Organkrebszentrum, klin. und epid. Register). So könnten sie auch als CDA-Dokumente oder in diesen integriert übermittelt werden und Bestandteil der jeweiligen Akte werden, was in diesem Fall auch relevant für Architektur der beteiligten Anwendungssysteme ist.

Follow-up steht für jegliche Art von Verlaufsinformation. Es kann sich um ein geplantes Follow-up im Sinne einer gezielten Nachsorge bei Tumorfreiheit oder Über¬wachungs¬maßnahme bei fortbestehender Erkrankung handeln oder um ein spontanes Ereignis, das den Patienten zum Arzt geführt hat oder das als Nebenbefund bei einer anderen Erkrankung festgestellt wurde (z.B. Lungenmetastase bei Röntgenuntersuchung im Rahmen einer Lungen¬entzündung). Je nach Befund werden ggf. weitere Details erforderlich (z.B. Angabe des Orts der Metastase bei Metastasierung).

Fall 2: Rezidiv eines Mammakarzinoms

Dieser Fall dient exemplarisch der Abbildung des Ablaufs bei Quereinsteigern (Fällen, die nicht komplett seit Diagnosestellung in den beteiligten Systemen geführt wurden). Es werden keine neuen Ereignisse abstrahiert.

Zeitachse Aktion / Ergebnis / Ereignis Akteur Daten
15.01.09 Lokal tastbarer Tumor in Restbrust bei
Z.n. Mammaca Januar 2008, behandelt in Brustzentrum A
Niedergelassener Gynäkologe
18.01.09 Ambulante Stanzbiopsie
Bestätigung des Verdachts auf Lokalrezidiv durch Pathologen
Brustzentrum B Pathologe Anamnestisch Diagnosedatum

Histologie
Lokalisation
Primärtherapie
Aktuell
Verlaufsdaten
=> Lokalrezidiv

25.01.09 Mastektomie Gynäkologische Abteilung OPS OP-Datum
27.01.09 Pathobefund rT2N0Mo Chirurgische Abteilung postoperativer rTNM Tumorfreiheit
(weiter vergleichbar Fall 1) ….

Tabelle 2: Beispielszenario Rezidiv eines Mammakarzinoms

Wesentlich an diesem Fall ist, dass eine umfangreiche Nacherfassung erfolgen muss.

Steuerung

Hier geht es um Beispiele von Frage – Anforderung / Antwort – Ergebnismitteilung. Diese sind (auf Papier) gängige Praxis in klinischen Krebsregistern.

1.) Abfrage eines bestimmten geplanten Ereignisses (Nachsorge, Durchführung einer Therapie,…) mit Rückantwort

2.) Abfrage des aktuellsten Follow-up Ergebnisses / letzter Information zum Patienten

Abbildung Systeme / Akteure

System Akteur
PVS Niedergelassene Haus- und Fachärzte
ADT\* / KAS Fachabteilung: Chirurgie, Onkologie, …
OP-System Chirurg
Pathologiesystem Pathologe
Strahlentherapiesystem Strahlentherapeut
Chemotherapieplanungssystem / Apothekensystem Onkologe
Organkrebszentrum / Spezialanwendung Tumorkonferenzsystem Interdisziplinär / Intersektoral, bei Organkrebszentren oft eine Fach¬abteilung federführend
einrichtungsbezogenes klin. Register klin.Reg.
Klin. Register nach KFRG KFRG
Epid. Register epid.Reg.
QS / AQUA / DOC QS
Weitere Systeme mit möglicherweise wenig betroffenen Fällen
Laborsystem
(Tumormarker und andere Spezialbefunde)
(potenzielle fast alle)

Systeme von Studienzentren||Prüfärzte (aus fast allen Fächern)

\*Admission-Discharge-Transfer

Meldungen für Fall 1

Für den ersten Fall werden folgende Meldungen übermittelt:

Meldung KFRG Datum Inhalt Modell
Id1 d 16.1.09 Pathobefund Phänomen
Id2 a 15.1.09 Koloskopie Prozedur
ICD10: C18.6 V Ergebnis
Polypektomie Prozedur
18.1.09 ICD10: C18.6 G Ergebnis
ICD-O: Datum, Diagnose noch offen Erkrankung
Id3 25.1.09 Röntgen Thorax Prozedur
CT Abdomen Prozedur
TNM: cT2 N0 M0 Phänomen
Id4 27.1.09 Hemikolektomie offen Prozedur
OPS: 5-455.61 Prozedur
30.1.09 TNM: pT2 pN1 G2 L0 V0 R0 (lokal radial operiert) Phänomen
Id5 ICD-O: M8140/3 Adenokarzinom ohne nähere Angaben Diagnose
31.1.09 TNM: pT2 cT2 pN1 cN0 cM0 G2 C0 V0 R0 (lokal) Phänomen

Struktur der Meldung

In den jeweiligen Meldungen sind folgende Inhalte vorgesehen:

Sektionen ID Inhakt Beispiel
Erkrankung E1 ICD
Diagnoseanlass DA1
Diagnose 1 D1 C18.6 G
Tumorformel 1 T1 cT2 N0 M0
Maßnahme 1 M1 Diagnostik
Maßnahme 2 M2 Dto.
Maßnahme 3 M3 Dto.
Maßnahme 4 M4 Dto.
Maßnahme 5 M5 OP
Tumorformel 2 T2 pT2 pN1 G2 L0 V0 R0 (lokal radial operiert)
Diagnose 2 D2 ICD-O M8140/3
Tumorformel 3 T3 Zusammenfassende Beurteilung T1 + T2 pT2 cT2 pN1 cN0 cM0 G2 C0 V0 R0 (lokal)

Alle Sektionen verweisen auf die Erkrankung.

Vergütung

Die Höhe der Vergütung ist abhängig von dem Meldeanlass:

Meldung Inhalt Vergütung
a Meldung einer Diagnosestellung eines Tumors nach hinreichender Sicherung (§ 2 I 3 Buchst. a der Krebsregister - Meldevergütung - Vereinbarung vom 15.12.2014) 18,00€
b MeldungvonVerlaufsdaten (§ 2 I 3 Buchst. b der Krebsregister-Meldevergütung-Vereinbarung vom 15.12.2014) 8,00 €
c Meldung von Therapie- und Abschlussdaten (§ 2 I 3 Buchst. c der Krebsregister-Meldevergütung-Vereinbarung vom 15.12.2014) 5,00 €
d Meldung eines histologischen oder labortechnischen oder zytologischen Befundes (§ 2 I 3 Buchst. d der Krebsregister-Meldevergütung-Vereinbarung vom 15.12.2014) 4,00 €
e Vergütungsabschlag für zahnärztliche Diagnosemeldung ohne Angabe des ICD-Codes (§ 2 I 4 < Protokollnotiz > der Krebsregister-Meldevergütung Vereinbarung vom 15.12.2014) 3,00 €

(Schiedsspruch vom 24.02.2015 gemäß § 65c VI 8 SGB V i.V.m. § 2 II der Krebsregister-Meldevergütung-Vereinbarung vom 15.12.2014.)